Freitag, 11. April 2025

Antiken-Marathon "Anthropolis" am Deutschen Schauspielhaus Hamburg

Letztes Wochenende verbrachten Jutta und ich in Hamburg. Mein letzter Aufenthalt in der Hansestadt ist schon 17 (!) Jahre her, eine Dauer, die einen weiteren Besuch schon allein dadurch rechtfertigen würde.

Aber Anlass für diese Reise war etwas ganz anderes.

Anfang des Jahres kamen mir mehrere Berichte über ein Theaterereignis am Deutschen Schauspielhaus unter, nämlich ein "Antikenmarathon" namens "Anthropolis": Fünf Theaterstücke an drei Abenden!

Am euphorischsten war der Bericht in der Frankfurter Allgemeinen. Hier ein kleiner Auszug:

„Es ist das bedeutendste Theaterereignis der Saison. Wer sehen will, was das deutsche Theater noch kann, was es zu bieten und zu beweisen hat, der kann das hier tun. An drei aufeinanderfolgenden Tagen zeigt das Hamburger Schauspielhaus seine Antiken-Pentalogie, fünfmal hebt es an, um die Geschichte der Stadt Theben und ihrer schicksalhaften Bewohner zu erzählen. Es ist, in so dichter Folge betrachtet, ein euphorisierendes Erlebnis. […] Hier in Hamburg feiert das erzählerische Theater einen Triumph, hier bringen herausragende Schauspielerinnen und Schauspieler Stimmen und Stimmungen zu Gehör, die einem durch Mark und Bein fahren, aber immer wieder auch ausgelassenes Gelächter erlauben – […] Das ist das, was wir sehen wollen.“

So euphorisch, dass ich spontan beschloss: Das muss ich sehen!

Der Entschluss war eben spontan und schnell gefasst, rasch noch Ticket für das Schauspielhaus kaufen sowie Hotel und Flug buchen – Hamburg, wir kommen!

Was soll ich sagen: Am Sonntag war die letzte Vorstellung und ich bin immer noch tief beeindruckt von dem, was ich da erleben durfte. Fünf Stücke, dargestellt auf höchstem Niveau, mit Themen, die schon die alten Griechen beschäftigten, die aber heute so aktuell sind wie eh und je.

Von diesem Wochenende werde ich noch lange zehren!

Vor Beginn von "Laios".
Links im Hintergrund ist schon Lina Beckmann zu sehen, die in den nächsten eineinhalb Stunden ein phänomenales Solo bieten wird.

Samstag, 22. März 2025

Johanna Sebauer: Nincshof ★★★★★

 Johanna Sebauer: Nincshof  ★★★★★


Cover: DUMONT

Tja früher! Früher war alles besser!

Früher, als in ganz Kakanien niemand etwas von Nincshof wusste. Der Name allein sagt ja schon alles: Er kommt aus dem Ungarischen, wo "nincs" (gesprochen "nintsch") soviel bedeutet wie "gibt's nicht". Früher, da stand Nincshof mitten im Sumpf östlich des Neusiedlersees, von Schilf meterhoch überwuchert. 

Aber dann, so Anfang des 20. Jhdts, wurde der Sumpf trockengelegt und das Dorf kam zum Vorschein. Damit war dann aber Schluss mit der Ruhe. Schade.

Darum möchten ein paar Einwohner von Nincshof, die noch zarte Erinnerungen an diese Zeit haben (und sei es nur aus Erzählungen), dass das Dorf wieder aus dem Gedächtnis der Umgebung verschwindet. Konsequenterweise nennen sie sich daher "Oblivisten" (von lat. "oblivio" – das Vergessen). 

Sie setzen schon allerlei Maßnahmen, aber sie stehen vor gewaltigen Hindernissen. Da wären etwa die vielen radfahrenden Touristen; und vor allem dieses vor zwei Jahren zugezogene Paar: Sie eine Filmemacherin, er ein spinneter Ziegenzüchter. Wenn sie einen Film über Nincshof dreht und er groß in den Tourismus einsteigt, kannst du das mit dem Vergessen gleich wieder vergessen!

All das und noch viel mehr verpackt Johanna Sebauer in ihren Erstlingsroman. Diese Geschichte ist so voll mit originellen Ideen und so witzig und locker-flockig geschrieben, dass das Lesen ein echtes Vergnügen war!


Mittwoch, 26. Februar 2025

Mircea Cărtărescu: Theodoros ★★★★★

Mircea Cărtărescu: Theodoros  ★★★★★


Cover: Zolnay

Man nehme ein paar historische Persönlichkeiten, die zur gleichen Zeit aktiv waren:

  • Einen Kaiser von Äthiopien
  • Einen Kaiser der USA (gab es wirklich!)
  • Eine britische Königin
  • Einen britischen Heerführer

Dazu ein paar Erzengel und zahlreiche weitere Personen, die der blühenden Fantasie von Mircea Cărtărescu entsprungen sind. Diese Zutaten kommen alle in einen Topf und werden mit einer Unmenge an Text vermischt und gut verrührt bis eine Masse von 670 Seiten entsteht. Diesen Text gut mit barocker Schreibweise garnieren und in lange, lange und mehrfach verschachtelte Sätze gießen, sodass der Leser am Ende so eines Satzes schon nicht mehr weiß, wie er begonnen hat.

Wer sich von dieser Beschreibung nicht abschrecken lässt, wird mit einem Lesevergnügen der besonderen Art belohnt!


Dienstag, 4. Februar 2025

Tschüss Windows! Willkommen Linux Mint!

Diesmal hat Microsoft (MS) den Bogen überspannt.

Ende September 2025 stellt MS die Wartung für Windows-10 ein. Wer dann noch mit dieser Version weitermacht, läuft früher oder später Gefahr, sich im Internet mit irgendwas anzustecken.

Um das zu verhindern, empfiehlt MS dringend, auf die neue Version von Windows-11 umzusteigen.

Nur: MS hat eine gänzlich willkürliche Altersgrenze für Computer und deren Hardware gezogen, die so um 2017/18 herum liegt. Ältere Geräte sind von einem Upgrade dezidiert ausgeschlossen und werden millionenfach von MS zu Elektroschrott erklärt – auch wenn sie noch tadellos funktionieren würden.

Was also tun mit meinem hp-Notebook vom November 2016? Verschrotten, so wie MS das vorsieht?

Nein. Nach kurzer Überlegung stand fest: Ich werde den Windows-Pfad verlassen und auf ein kleines Linux umsteigen.

Für Windows-Umsteiger wird immer wieder die Version "mint" genannt, weil die vom Aussehen und von der Bedienung her Windows am nächsten kommt. Den letzten Ausschlag für mint (und nicht ein anderes Linux) gab dann dieses ausgezeichnete Video.

Vor ein paar Tagen ist es also passiert: Tschüss Windows, willkommen mint

Dieser Post berichtet von diesem Umstieg und beschreibt den Status quo nach einigen Tagen Erfahrung.



Mittwoch, 23. Oktober 2024

Viktor Jerofejew: Der Große Gopnik ★★★★☆

 Viktor Jerofejew: Der Große Gopnik ★★★★☆

Cover: Matthes & Seitz

"Sputnik" kennt wohl jeder. Eines der wenigen Wörter aus dem Russischen, die weltweit bekannt sind.

Aber was ist ein "GOPnik"? GOP ist eine russische Abkürzung und steht für "Staatliches Wohnheim für das Proletariat" und seine Bewohner sind eben die Gopniks. Es entwickelte sich darin eine Subkultur, die sich durch Kleinkriminalität und Schlägertypen auszeichnete. Der Begriff Gopnik verselbständigte sich mit der Zeit und steht heute eben für einen Hinterhof-Schlägertypen.

Und einer aus St. Petersburg hat es im Kreml bis nach ganz oben geschafft – der Große Gopnik eben.

Viktor Jerofejew hat es lange ausgehalten im Land des Großen Gopniks, aber mit dem Überfall auf die Ukraine wurde ihm der Boden zu heiß; seine Familie und er flüchteten über Estland und Polen nach Deutschland.

Sein Bestreben ist es seither, den Begriff "Großer Gopnik" international bekannt zu machen und zu etablieren. Er soll so geläufig werden wie der "Sputnik".

In diesem Buch schildert er den Werdegang und die Gedankenwelt des Großen Gopniks. Aber nicht nur das, sondern das Buch ist sehr viel mehr!


Montag, 12. August 2024

Festspiele Reichenau 2024

Juli ist Reichenau-Zeit! Auch dieses Jahr wieder.

Heuer waren es gleich vier Veranstaltungen, die wir besuchten; wobei eine davon kein klassisches Theaterstück war, sondern ein "Interview" oder "Doppelconferance" oder ... von und mit Maria Happel und Michael Niavarani.

Im Vorjahr gab es mit Werner Schwabs "Die Präsidentinnen" einen klaren Sieger. Ein derart überragendes Ereignis hatten wir diesmal nicht, die drei Theater-Nachmittage waren einfach guter, gehobener Durchschnitt:

  • Tag eins hatten wir am Nachmittag Ödön von Horvaths Stück "Der jüngste Tag" auf dem Programm
    Und am Abend das schon angesprochene Interview
  • Tag zwei waren wir aufgeteilt: Gundi und Fritz sahen vier Einakter aus Arthur Schnitzlers "Anatol". Ihre Begeisterung nach der Vorstellung hielt sich aber in Grenzen.
    Jutta und ich hatten den schon beinahe obligaten Nestroy, diesmal mit dem "Lumpazivagabundus".
  • Tag drei war dann dem frühen Stück "Der Ignorant und der Wahnsinnige" von Thomas Bernhard gewidmet.

Besonders erwähnen möchte ich noch die Werkseinführungen, die wir bekommen haben. Angelika Messner, die Dramaturgin Reichenaus, hat uns in etwa 15-20 Minuten die Stücke näher gebracht und sie in den historischen Rahmen gesetzt. Diese Vorträge hielten wir für besonders gelungen! Hoffen wir, dass das für die Zukunft beibehalten wird!




Sonntag, 11. August 2024

Vor 25 Jahren: Totale Sonnenfinsternis

Mittwoch, 11. August 1999: Totale Sonnenfinsternis über Mitteleuropa!

Das war für uns und viele viele andere ein Großereignis! Wochenlang vorher war dieses Geschehen der Superklasse in den Medien präsent, es gab wahrscheinlich niemanden in ganz Österreich, der davon nicht gehört oder gelesen hatte. Man konnte ihm einfach nicht entgehen.

Quelle: pixabay