Samstag, 17. Februar 2024

Lea Ypi: Frei ★★★★★

Lea Ypi: Frei  ★★★★★

Cover: Suhrkamp

Es kommt nicht oft vor, dass ich für ein Buch mehr als fünf Sterne vergeben möchte. Das hier ist so eins!

Eines der besten Bücher der letzten Monate und definitiv die beste Autobiografie, die ich je in der Hand hatte!

Lea Ypi (*1979) ist in Albanien aufgewachsen. Das war noch die Zeit, als das Land völlig abgeschottet vom Rest der Welt war: Vom bösen kapitalistischen Westen natürlich, später sogar von Jugoslawien, der Sowjetunion und China. 

In der Schule musste sie jedes Jahr erklären, dass die Namensgleichheit mit dem faschistischen Ministerpräsidenten Xhafer Ypi, der seinerzeit Mussolini und die Faschisten Albanien übernehmen ließ, rein zufällig war und er mit ihrer Familie rein gar nichts zu tun hätte.

Andererseits gehörte ihre Familie nicht gerade zu den glühenden Verehrern von Onkel Enver Hoxha (so wurde er allgemein genannt); wenn es in der Familie um Vergangenheit und Verwandtschaft ging, wurde sehr oft geheimnisvoll herumgedruckst. 

Als dann 1990 die Wende in Albanien ankam, wurde sie endlich aufgeklärt.


Samstag, 10. Februar 2024

Sebastian Barry: Tage ohne Ende ★★★★★

Sebastian Barry: Tage ohne Ende  ★★★★★

Cover: Steidl Verlag

In den Western-Filmen kämpfen Cowboys und Indianer; meist gegeneinander, oft untereinander. Aber sie behandeln in den meisten Fällen nur Einzelereignisse. Nur wenige – und gute – Ausnahmen beschäftigen sich mit dem Thema "Landnahme der Weißen im Westen" und allen Problemen, die damit in Zusammenhang stehen. Einer, der sich damit eingehender auseinander setzte, war "Der mit dem Wolf tanzt". Super Film, nur leider viel zu lang.

In diesem Buch hier von Sebastian Barry wird hingegen ganz genau hingeschaut. Der Autor lässt seine beiden Protagonisten die Zeit durchleben, die von den Indianerkriegen über den USA-Bürgerkrieg bis in die Nachkriegszeit reicht und sich etwa 1850 bis 1870 erstreckt.

Die Sprache und Erzählweise sind dabei so mitreißend, dass man das Buch kaum zur Seite legen kann: Mittendrin, statt nur dabei!


Dienstag, 30. Januar 2024

DMA und DSA. Zwei tiefgreifende Gesetzeswerke im Anmarsch

Nein, in diesem Post wird es nicht um Gentechnik gehen, auch wenn es so klingen mag.

Vielmehr sind zwei EU-Verordnungen gemeint, die in wenigen Wochen in Kraft treten und bereits jetzt ihre Schatten voraus werfen.

Sie werden uns alle betreffen, die wir im Internet unterwegs sind oder die wir ein Smartphone verwenden.

Was verbirgt sich also hinter diesen kryptischen Kürzeln?

Bild: pixabay


Sonntag, 31. Dezember 2023

"Hildensaga" im Akademietheater

Der Stoff der Nibelungen wurde schon oft erzählt. Drei dieser Geschichten hat der Autor Ferdinand Schmalz für seine Version herangezogen und daraus eine vierte, weitere Geschichte gemacht. 

Und zwar durchaus originell. Bei ihm stehen die beiden wichtigen, zentralen Frauen Brünhild und Kriemhild mehr im Vordergrund als bei den anderen. Von ihnen leitet sich auch der Titel für sein Stück ab: Die beiden Hilden geben ihm den Namen. Aus der Heldensaga wurde also eine Hildensaga.

Gestern hab ich mir das angesehen. Ich war dazu aber nicht in Worms – denn für die dortigen Nibelungenspiele hat er das Stück geschrieben – sondern "bloß" im Akademietheater Wien.

Kriemhild und Brünhild
Foto: Akademietheater / Marcella Ruiz Cruz

Dienstag, 26. Dezember 2023

"Dantons Tod" im Burgtheater

Vor neun Jahren waren wir bereits einmal in "Dantons Tod". Das war damals eine der besten Aufführungen in der Zeit, als wir noch das Abo hatten.

Derzeit läuft eine neue Inszenierung, wieder im Burgtheater. 

Es gab durchaus Warnhinweise: Die Szenenfotos auf der Burgtheater-Website oder die Dauer von zwei Stunden ohne Pause (was immer extrem gefährlich klingt, denn das heißt: Keine Fluchtmöglichkeit).

Aber ich wollte unbedingt den Vergleich mit 2014 haben, und so waren wir gestern also doch dort.

Jetzt haben wir den Vergleich. Leider.

Foto: Burgtheater / Matthias Horn


Sonntag, 26. November 2023

"Die Dämonen" im Burgtheater

Ich hab von Dostojewski schon ein bisschen was gelesen, "Die Dämonen" kannte ich aber noch nicht. Sehr erfreulich daher, dass das Burgtheater die dramatisierte Form dieses Romans im Spielplan behält, obwohl der Autor derzeit ziemlich verschrien ist – Stichworte "religiöser Nationalist", "Ukraine".

Die Vorfreude wurde dann aber durch die Umsetzung leider ziemlich getrübt. Der Abend war etwas durchwachsen.


Alte Liebe rostet nicht. Stepan und Warwara.
Quelle: Burgtheater / Mathias Horn

Mittwoch, 8. November 2023

Vor 100 Jahren: Hitler-Putsch in München

Vor 100 Jahren versuchten Hitler und seine Umgebung, die Weimarer Republik zu sprengen. Er ist damit gescheitert, erst 10 Jahre später sollte ihm die "Machtergreifung" gelingen.

Und genau 15 Jahre und einen Tag nach dem Putsch gab es dann in Deutschland und Österreich die Novemberpogrome, damals (und weit bis in unsere Zeit) noch zynisch "Reichskristallnacht" genannt.

Aber zurück zum Putsch, der heute, so scheint mir, nur noch wenig beachtet wird. 

So ein rundes Jubiläum lädt immer zu Vergleichen ein. Etwa in der ARD heute Früh mit dem Titel "Der Vergleich taugt als Warnhinweis". Beim ersten Hinsehen vielleicht, ansonsten halte ich einen Vergleich 1923 mit heute für arg überzogen.

Odeonsplatz München, 9. November 1923
Quelle: Von Bundesarchiv, Bild 119-1426 / CC-BY-SA 3.0